Kinderwunsch? TCM stärkt Fruchtbarkeit – natürlich und effektiv.
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Chinesische Medizin gegen männliche Unfruchtbarkeit

Umweltgifte, Medikamente, Lifestyle-Sünden und schließlich noch Covid… Die Gründe für die in den letzten Jahrzehnten dramatisch gesunkene Spermienqualität sind vielfältig, trotzdem steht diese oft nicht im Fokus einer Kinderwunschbehandlung. Dabei ist unerfüllter Kinderwunsch eines der heißesten Themen unserer Zeit. Ungefähr jedes sechste Paar in den sogenannten Industrieländern hat bereits Probleme, ein Kind zu zeugen.

Blickt man auf die Ursachenverteilung für die verwehrte Elternschaft, so liegt zu 40 % die Ursache bei der Frau, ebenso zu 40 % beim Mann und zu 20 % sind entweder beide Partner daran beteiligt oder die Ursache ist tatsächlich unbekannt. Obwohl also etwa die Hälfte der Ursachen beim Mann liegt, wird zu 90 % die Frau behandelt.

Woher kommt dieses Ungleichgewicht zwischen Ursache und Behandlung?

Teilweise wurde die gesunkene männliche Fruchtbarkeit bisher schlichtweg übersehen. Und zwar deshalb, weil der Umstand, dass die Spermienqualität in den letzten 30 Jahren um über 60 % gesunken ist, den meisten Männern und auch Ärzt:innen überhaupt nicht bekannt ist[1].

Andererseits reicht ein einwandfreies Spermiogramm oft nicht aus, um Rückschlüsse auf die Qualität der Spermien machen zu können. Immer häufiger wird auch die Brüchigkeit der Spermien-DNA als Ursache für männliche Unfruchtbarkeit in Betracht gezogen, und besonders als Ursache für Frühaborte und wiederholte Fehlgeburten[2].

Was sind denn nun die „Lifestyle-Sünden“, die zu schlechter Spermienqualität und DNA-Fragmentierung führen können?

Xenoöstrogene sind künstlich hergestellte Substanzen, die einen östrogenähnlichen Effekt haben. Sie kommen v. a. in Plastikflaschen, Dosen, Frischhaltefolien, Sonnencremes, Deos, Konservierungsstoffen in Lebensmitteln, Wachstumsbeschleunigern in Fleisch und Geflügel, Pestiziden, Herbiziden, Industrieabfällen, Bodenglanzmitteln, Lösungsmitteln, Wasch- und Putzmitteln vor. Diese Hormone binden auch beim Menschen an die Östrogenrezeptoren, einschließlich dem reproduktivem Gewebe, Körperfett, Hypothalamus und der Hypophyse [3].

Antiöstrogene: Weichmacher wie Phthalate haben einen antiandrogenen und östrogenähnlichen Effekt und haben in Studien zu Schäden im Hodengewebe und Anomalien im Reproduktionstrakt geführt. Sie führen zu einer reduzierten Spermienproduktion, weil sie eben die Testosteronproduktion hemmen. Sie kommen seit den 1930er-Jahren in Plastik, Kosmetika, Haarspray, Shampoo und Seife vor [4].

Väterliches Alter: Mit fortgeschrittenem Alter kommt es naturgemäß zu Veränderungen in der Histologie des Hodens. Die progressive Beweglichkeit der Spermien beispielsweise nimmt um 3,1 %/Jahr ab [5]. Was aber viel drastischere Konsequenzen hat, ist das deutlich vermehrte Auftreten von DNA-Schäden der väterlichen Spermien und damit verbunden eine erhöhte Rate an Frühaborten bei fortgeschrittenem paternalen Alter [6].

Paternales Gewicht: Übergewichtige bzw. adipöse Männer haben ein deutlich erhöhtes Risiko für Azoospermie (keine Spermien) oder Oligozoospermie (zu wenig Spermien) [7].

Skrotaltemperatur & Co: Am besten funktioniert die Spermatogenese bei 34 °C. Deshalb liegen die Hoden auch außerhalb des Körpers. Daher sollten alle Männer, die Vater werden möchten, 3 Monate vor Zeugung beginnen, folgende Dinge zu vermeiden: Sauna, heiße Bäder, Hitze am Arbeitsplatz (Bäcker, Küchen usw.), das Tragen enger Unterwäsche bzw. Hosen, Laptop auf dem Schoß, Handy in der Hosentasche einstecken. Die Skrotaltemperatur steigt durch vermehrtes Skrotalfett auch bei adipösen Männern, sowie auch bei Hodenhochstand, Varikozele und natürlich im Zuge von Infektionen. Die Skrotaltemperatur von Babys mit Plastikwindeln steigt um 1 °C! Das kann bereits die zukünftige Zeugungsfähigkeit des kleinen Mannes negativ beeinflussen [8].

Rauchen: Raucher haben schlechtere Spermiogramme. Die Inhaltsstoffe können die Blut-Hodenschranke durchdringen und zu eingeschränkter Spermienbeweglichkeit und einer erhöhten Spermien-DNA-Brüchigkeit führen.

Alkohol: Ethanol ist ein Hodentoxin und beeinflusst als solches dosisabhängig sowohl die Spermienqualität als auch Beweglichkeit bis hin zu einer Azoospermie [9].

Medikamente: Bei allen Männern mit eingeschränkter Fruchtbarkeit oder generell einem Kinderwunsch sollte eine genaue Medikamentenanamnese erfolgen, da viele Medikamente die Spermienbildung negativ beeinflussen bis hin zu Infertilität [10].

Bewegung und Ausruhen: Studien besagen, dass die Spermienkonzentration von Männern, die zwar regelmäßig, aber nicht exzessiv Sport machen, deutlich besser ist als die von Männern, die wenig trainieren. Sehr intensives Training (2 Stunden tgl./5x pro Woche) führt allerdings zu einem Testosteronabfall von -40 % und einem Abfall der Spermienzahl um -50 %. Generell sollte man auch beim Sport die Gefahr der Hodenüberhitzung bedenken. Radfahren mehr als 5 Stunden/Woche hat beispielsweise die Spermienkonzentration und -beweglichkeit gesenkt [11].

Stress: Zahlreiche Studien belegen den Zusammenhang zwischen Stress und reduzierter Fruchtbarkeit. Stress beeinträchtigt die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse durch die Ausschüttung des Stresshormons Cortisol. Janevic et al. fanden in einer Studie heraus, dass belastende Lebensereignisse sich auf die Beweglichkeit, Form und Konzentration der Spermien auswirken. Stressbelastungen durch die Arbeit hatten der Studie zufolge allerdings keine Auswirkungen auf die Spermien [12].

Ernährung: Eine ungesunde, unregelmäßige Ernährung beeinflusst die männliche Fruchtbarkeit negativ. 2017 wurde eine große Analyse aller Studien zum Thema „Spermienoptimierende Ernährung“ gemacht, die zu folgendem Ergebnis kam: die sogenannte MedDiet (Mediterrane Ernährung) „…war signifikant mit einer höheren Spermienkonzentration, Gesamtspermienzahl und Spermienbeweglichkeit verbunden“ [13].

Wie kommt nun die Chinesische Medizin (CM) ins Spiel? – Wie kann Chinesische Medizin bei männlicher Infertilität helfen?

Ganz einfach, eine Optimierung des Lebensstils ist eines der zentralen Themen in der CM, das machen wir tagtäglich in unseren Praxen. Der nächste Schritt für eine optimale Therapie ist eine ordentliche CM-Diagnostik. Je genauer wir das zugrundeliegende Muster kennen, umso treffsicherer sind wir mit unserer Punkte- oder Kräuterauswahl.

Bu Yu-männliche Infertilität wird hauptsächlich von 4 Mustern verursacht:

  • Nieren-Yin-Mangel
  • Nieren-Yang-Mangel
  • Feuchte Hitze
  • Leber-Qi-Stagnation und Blutstase

Nun bleibt nur noch der optimale Therapiezeitraum abzuklären:

Die Spermienentwicklung dauert 72 Tage, rechnet man die Reifung dazu, so sprechen wir von einem optimalen Therapiezeitraum von 10-12 Wochen vor geplanter Befruchtung. Erst dann kann sichergestellt sein, dass das Ejakulat voller optimierter, aufgepeppter Spermien ist.

Empfohlene Behandlungsfrequenz: mindestens 1x/Woche akupunktieren. Eine zusätzliche Therapie mit fruchtbarkeitssteigernden Nahrungsergänzungsmitteln über den gesamten Therapiezeitraum hindurch, aber natürlich auch mit Chinesischer Kräutertherapie hat sich in Studien als äußerst erfolgreich erwiesen.

Bildnachweise:
Depositphotos/AGTCM
Grafik/Olivia Pojer

Quelle:
[1] Levine H, Jørgensen N, Martino-Andrade A, Mendiola J, Weksler-Derri D, Jolles M, Pinotti R, Swan SH. Temporal trends in sperm count: a systematic review and meta-regression analysis of samples collected globally in the 20th and 21st centuries. Hum Reprod Update. 2023 Mar 1;29(2):157-176. doi: 10.1093/humupd/dmac035. PMID: 36377604.
[2] Channa N. Jayasena et al:Reduced Testicular Steroidogenesis and Increased Semen Oxidative Stress in Male Partners as Novel Markers of Recurrent Miscarriage, Clinical Chemistry 65:1 161–169 (2019)
[3] Di Nisio and Foresta Water and soil pollution as determinant of water and food quality/contamination and its impact on male fertility, Reproductive Biology and Endocrinology (2019) 17:4
[4] Swan SH, Main KM, Liu F et al. Decrease in anogenital distance among male infants with prenatal phthalate exposure. Environ Health Perspect 2005; 113 (8): 1056–1061
[5] Hellstrom et al Semen and Sperm Reference Ranges for Men 45 Years of Age and Older, Journal of Andrology Volume27, Issue3, May‐June 2006, Pages 421-428
[6] Ramasamy et al: male biological clock, Fertil Steril, 2015; 103: 1402-6
[7] Sermondade N, Faure C, Fezeu L et al. BMI in relation to sperm count: an updated systematic review and collaborative meta-analysis. Hum Reprod Update 2013; 19 (3): 221–23
[8] Partsch CJ, Aukamp M, Sippell WG. Scrotal temperature is increased in disposable plastic lined nappies. Arch Dis Child 2000; 83 (4): 364– 368
[9] Yao et Mills, Male infertility: lifestyle factors and holistic, complementary, and alternative therapie, Asian Journal of Andrology (2016) 18, 410–418
[10] Kristensen DM, Desdoits-Lethimonier C,  Mackey AL et al. Ibuprofen alters human testicular physiology to produce a state of compensated hypogonadism. Proc Natl Acad Sci U S A 2018; 115 (4): E715–E724
[11] Jozkow et Rossato: The impact of intense Exercise on Semen Quality, American Journal of Men´s Health, 2017
[12] Janevic T, Kahn LG, Landsbergis P et al. Effects of work and life stress on semen quality. Fertil Steril 2014; 102 (2): 530–53
[13] Karayiannis et al: Association between adherence to the Mediterranean diet and semen quality parameters in male partners of couples attempting fertility, Human Reproduction, Vol.32,No.1pp. 215–222,2017
 

Dr. med. Olivia Pojer

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