Special zu Kopfschmerzen und Migräne
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Tuina-Selbstbehandlung bei Kopfschmerzen und Migräne

Christiane Tetling, Dortmund

Kopfschmerzen und Migräne
Ein großer Teil der Menschen in Deutschland leidet zeitweise oder chronisch unter Kopfschmerzen oder Migräne. Neben den zahlreichen schulmedizinischen Ansätzen der Behandlung bietet auch die Chinesische Medizin (TCM) mit ihren 5 Säulen Akupunktur, Kräutertherapie, Tuina, Ernährung und Qi Gong gute Behandlungsmöglichkeiten, um die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

In der TCM wird auch die Migräne den Kopfschmerzen zugeordnet.

Aus Sicht der Chinesischen Medizin können Kopfschmerzen durch folgende Ursachen hervorgerufen werden:

  • Die pathogenen Faktoren wie Wind und Hitze, Wind-Kälte oder Wind-Nässe, blockieren Kopf und Nacken und rufen Kopfschmerzen hervor.
  • Übermäßige Emotionen, aufgestauter Ärger und Stress fallen unter die Emotionen, die zum Aufsteigen von Leber-Yang führen können. Das blockiert häufig die Gallenblasenleitbahn, die Kopfschmerzen liegen an der Schläfe oder den seitlichen Regionen des Kopfes.
  • Falsche Ernährung, wie Zuviel an Süßigkeiten, zuckerhaltigen Fertigprodukten, ein Übermaß an Kuhmilchprodukten oder regelmäßiger Genuss von Alkohol, kann das Magen-und Milz-Qi schwächen, was zu Schleimbildung führen kann. Dieser Schleim blockiert die Leitbahn, was sich in den Kopfschmerzen manifestieren kann.
  • Eine einseitige Ernährung kann zu Blut-Mangel führen, der leere dumpfe Kopfschmerzen auslösen kann.

Begleitend zu der Behandlung der Kopfschmerz-Migräne-Symptomatik durch eine:n TCM-Therapeut:in können Patienten und Patientinnen mit Tuina, der chinesischen Heilmassage, über leicht erlernbare Techniken den eigenen Gesundheitszustand positiv beeinflussen. Durch Massage bestimmter Regionen und durch Akupressur ausgewählter Punkte kann der Qi-Fluss wiederhergestellt werden. Die Selbstheilungskräfte werden aktiviert, die Symptome der unterschiedlichen Kopfschmerzen können gelindert werden. Nicht nur bei einer akuten Schmerzsymptomatik, auch in der beschwerdefreien Zeit können Sie dazu beitragen, den Energiefluss zu regulieren, das Gleichgewicht des Körpers wiederherzustellen. Die hier vorgestellten Techniken eignen sich zur Selbstmassage.

Was Sie bei der Tuina-Massage und Akupressur beachten sollten

Führen Sie die Akupressur und Massage immer achtsam und vorsichtig aus. Die Selbstbehandlung sollte schmerzfrei und angenehm sein. Verletzte Hautstellen, Areale mit Hautpilz, frisches Narbengewebe, Bereiche mit Krampfadern massieren Sie bitte nicht. In der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten. Bei schweren gesundheitlichen Problemen sprechen Sie vorher mit Ihrem Arzt.

Es ist sinnvoll, die Stimulation der Punkte mehrmals am Tag durchzuführen, insbesondere, wenn die Symptome verstärkt auftreten. Machen Sie mit dem Daumen, Zeigefinger oder Mittelfinger kleine kreisende Bewegungen und stimulieren Sie die Punkte auf folgende Weise:

  • Bei akuten Beschwerden behandeln Sie die Punkte bei Bedarf.
  • Bei länger andauernden, chronischen Beschwerden behandeln Sie die Punkte 1-3 Mal täglich.
  • Wenn ein Punkt sehr empfindlich ist, drücken oder massieren Sie ihn nur leicht für ca. 30 Sekunden.
  • Wenn ein Punkt weniger empfindlich ist, drücken oder massieren Sie ihn intensiver für 20-30 Sekunden.

Die Akupressur-Punkte sind meist paarig angelegt. Sie können die Punkte gleichzeitig oder auch nacheinander stimulieren.

Die Akupressur und Heilmassage sollte regelmäßig durchgeführt werden, damit der gesamte Organismus gestärkt wird.

Nehmen Sie sich Zeit und schaffen Sie sich eine angenehme Atmosphäre. Wählen Sie eine für Sie angenehme Position.

Ausgewählte Akupressur-Punkte für die unterschiedlichen Schmerzareale

Wenn sich der Schmerz genau lokalisieren lässt, akupressieren Sie mit dem Daumen oder Zeigefinger den angegebenen Punkt für 30 Sekunden. Wiederholen Sie die Behandlung mehrmals, bis eine Besserung eintritt.

Schmerzareal: Scheitel
Akupressurpunkt: Leber 3
Lokalisation: In der Vertiefung zwischen dem 1. und 2. Mittelfußknochen
Wirkung: Beruhigt die Leber bei aufsteigendem Leber-Yang

Schmerzareal: Schläfenbereich (oft auf nur einer Seite links oder rechts)
Akupressurpunkt: San Jiao 5​​​​​​​
Lokalisation: Auf der Oberseite des Unterarms, zwei Daumenbreiten oberhalb der Falte des Handgelenks, in der Mitte, in der Vertiefung zwischen den Knochen und Sehnen​​​​​​​
Wirkung: Schmerzlindernd bei Schmerzen im Schläfenbereich, beruhigt und entspannt den Schläfenbereich​​​​​​​

Schmerzareal: Nacken
Akupressurpunkt: Gallenblase 21
Lokalisation: Iam höchsten Punkt der Schulter​​​​​​​
Wirkung: Entspannt einen verspannten Nacken, lockert und fördert die Beweglichkeit der Schultern und Arme​​​​​​​

Schmerzareal: Stirn
Akupressurpunkt: Magen 8
Lokalisation: Im Bereich der Stirnecke der vorderen Haaransatzlinie („Geheimratsecken“)
Wirkung: Kopfschmerzen und Migräne mit Übelkeit oder Erbrechen, unscharfem Sehen und Augenschmerzen ​​​​​​​

Schmerzareal: Stirn
Akupressurpunkt: Dickdarm 4
Lokalisation: Auf dem Handrücken auf der Kreuzungslinie zwischen Daumen und Zeigefinger​​​​​​​
Wirkung: Schmerz- und Ausleitungspunkt bei allen Schmerzen​​​​​​​

Schmerzareal: Schweregefühl im ganzen Kopf
Akupressurpunkt: Milz 6
Lokalisation: An der Innenseite des Unterschenkels, vier Querfinger über dem höchsten Punkt des Innenknöchels am hinteren Rand des Schienbeins
Wirkung: Harmonisiert die Milz und unterstützt die Umwandlung von Schleim-Nässe

Schmerzareal: Hinter den Augen
Akupressurpunkt: Extrapunkt Yu Yao
Lokalisation: In der Mitte der Augenbraue
Wirkung: Lindert Schmerzen im Augenbereich

Selbstmassage bei Kopfschmerz oder Migräne

Reiben Sie die Handflächen gegeneinander

Legen Sie die Handflächen auf das Gesicht auf und streichen mit den Handflächen mehrmals auf und ab.

 

 

Legen Sie die Zeigefinger an den nasalen Ansatz der Augenbrauen und streichen Sie die Augenbrauen nach außen aus.

10x immer an der Nasenseite beginnend

Legen Sie den Daumen auf das 3.Auge und drücken und kneten diesen Punkt kreisend 30x

 

 

Legen Sie die Zeigefinger an die Schläfen und drücken und kneten Sie diesen Punkt kreisend 30x

 

 

Greifen Sie mit dem Daumen und Zeigefinger in den Nacken und kneten diesen Bereich mehrmals

 

 

Drücken und kneten Sie kreisend Dickdarm 4 mit dem Daumen für 1 Minute

Schließen Sie die Augen und spüren der Massage einen Moment nach.

Wiederholen Sie die Massage mehrmals täglich.

Die verspannte Nackenmuskulatur

Sehr häufig ist der Schulter-Nackenbereich bei chronischen Kopfschmerzen sehr verspannt. Stress und emotionale Einflüsse können diese Verspannungen noch verstärken. Oftmals werden die Schultern unbewusst nach oben gezogen, und eine entspannte Nackenmuskulatur ist gar nicht mehr wahrnehmbar.

Durch die folgende Übung können Sie dieses Areal entlasten und entspannen.

Wenn Sie Vorschädigungen an der Halswirbelsäule haben, sollten Sie die Übungen nur nach Absprache mit dem Arzt oder Therapeuten durchführen.

Bevor Sie die Übungen anwenden, kreisen Sie die Schultern jeweils 20 Mal nach vorne und hinten, kneten und drücken Sie den Punkt Gallenblase 21 auf der Schulterhöhe, um den Bereich auf die Übungen vorzubereiten.

Heben Sie die Schultern in Richtung Ohren, und halten Sie die Position. Nach 5 Sekunden entspannen Sie und senken die Schultern zurück in die Ausgangsposition. Beklopfen Sie die Arme mit der lockeren Faust an der Außenseite beginnend über die Schulter.

Übung

  • Stellen sie sich aufrecht hin, die Füße stehen schulterbreit auseinander.
  • Stützen Sie die Arme im Hüftbereich ab.
  • Drehen Sie den Kopf langsam zur linken Seite, die Augen fixeren einen Punkt in der Ferne.
  • Schieben Sie das Kinn und den Hals langsam in die Richtung des fixierten Punkts und atmen Sie dabei tief ein.
  • Dann nehmen Sie den Kopf wieder in die Ausgangsposition zurück und atmen dabei bewusst aus.
  • Drehen Sie den Kopf zur rechten Seite. Wiederholen Sie diese Übung zu beiden Seiten 10-15 Mal pro Seite.

Wenn Sie diese Übung täglich über einen längeren Zeitraum üben, wird die Nackenmuskulatur gedehnt und entspannt sich.


Quellen und Literaturhinweise:
„Praxiswissen kompakt Tuina“, Haug-Verlag, 2015, Christiane Tetling
Yang Sheng Reihe, Band 5 – Kopfschmerzen und Migräne Patientenratgeber, Oekom-Verlag 2019, Mitautorin Christiane Tetling

Bildnachweise:
Akupunkturpunkte Corinna Brix
mit freundlicher Genehmigung des Oekom-Verlages

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