Christiane Tetling, Dortmund
Kopfschmerzen und Migräne
Ein großer Teil der Menschen in Deutschland leidet zeitweise oder chronisch unter Kopfschmerzen oder Migräne. Neben den zahlreichen schulmedizinischen Ansätzen der Behandlung bietet auch die Chinesische Medizin (TCM) mit ihren 5 Säulen Akupunktur, Kräutertherapie, Tuina, Ernährung und Qi Gong gute Behandlungsmöglichkeiten, um die Schmerzen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.
In der TCM wird auch die Migräne den Kopfschmerzen zugeordnet.
Aus Sicht der Chinesischen Medizin können Kopfschmerzen durch folgende Ursachen hervorgerufen werden:
Begleitend zu der Behandlung der Kopfschmerz-Migräne-Symptomatik durch eine:n TCM-Therapeut:in können Patienten und Patientinnen mit Tuina, der chinesischen Heilmassage, über leicht erlernbare Techniken den eigenen Gesundheitszustand positiv beeinflussen. Durch Massage bestimmter Regionen und durch Akupressur ausgewählter Punkte kann der Qi-Fluss wiederhergestellt werden. Die Selbstheilungskräfte werden aktiviert, die Symptome der unterschiedlichen Kopfschmerzen können gelindert werden. Nicht nur bei einer akuten Schmerzsymptomatik, auch in der beschwerdefreien Zeit können Sie dazu beitragen, den Energiefluss zu regulieren, das Gleichgewicht des Körpers wiederherzustellen. Die hier vorgestellten Techniken eignen sich zur Selbstmassage.
Was Sie bei der Tuina-Massage und Akupressur beachten sollten
Führen Sie die Akupressur und Massage immer achtsam und vorsichtig aus. Die Selbstbehandlung sollte schmerzfrei und angenehm sein. Verletzte Hautstellen, Areale mit Hautpilz, frisches Narbengewebe, Bereiche mit Krampfadern massieren Sie bitte nicht. In der Schwangerschaft ist Vorsicht geboten. Bei schweren gesundheitlichen Problemen sprechen Sie vorher mit Ihrem Arzt.
Es ist sinnvoll, die Stimulation der Punkte mehrmals am Tag durchzuführen, insbesondere, wenn die Symptome verstärkt auftreten. Machen Sie mit dem Daumen, Zeigefinger oder Mittelfinger kleine kreisende Bewegungen und stimulieren Sie die Punkte auf folgende Weise:
Die Akupressur-Punkte sind meist paarig angelegt. Sie können die Punkte gleichzeitig oder auch nacheinander stimulieren.
Die Akupressur und Heilmassage sollte regelmäßig durchgeführt werden, damit der gesamte Organismus gestärkt wird.
Nehmen Sie sich Zeit und schaffen Sie sich eine angenehme Atmosphäre. Wählen Sie eine für Sie angenehme Position.
Ausgewählte Akupressur-Punkte für die unterschiedlichen Schmerzareale
Wenn sich der Schmerz genau lokalisieren lässt, akupressieren Sie mit dem Daumen oder Zeigefinger den angegebenen Punkt für 30 Sekunden. Wiederholen Sie die Behandlung mehrmals, bis eine Besserung eintritt.
Schmerzareal: Scheitel
Akupressurpunkt: Leber 3
Lokalisation: In der Vertiefung zwischen dem 1. und 2. Mittelfußknochen
Wirkung: Beruhigt die Leber bei aufsteigendem Leber-Yang
Schmerzareal: Schläfenbereich (oft auf nur einer Seite links oder rechts)
Akupressurpunkt: San Jiao 5
Lokalisation: Auf der Oberseite des Unterarms, zwei Daumenbreiten oberhalb der Falte des Handgelenks, in der Mitte, in der Vertiefung zwischen den Knochen und Sehnen
Wirkung: Schmerzlindernd bei Schmerzen im Schläfenbereich, beruhigt und entspannt den Schläfenbereich
Schmerzareal: Nacken
Akupressurpunkt: Gallenblase 21
Lokalisation: Iam höchsten Punkt der Schulter
Wirkung: Entspannt einen verspannten Nacken, lockert und fördert die Beweglichkeit der Schultern und Arme
Schmerzareal: Stirn
Akupressurpunkt: Magen 8
Lokalisation: Im Bereich der Stirnecke der vorderen Haaransatzlinie („Geheimratsecken“)
Wirkung: Kopfschmerzen und Migräne mit Übelkeit oder Erbrechen, unscharfem Sehen und Augenschmerzen
Schmerzareal: Stirn
Akupressurpunkt: Dickdarm 4
Lokalisation: Auf dem Handrücken auf der Kreuzungslinie zwischen Daumen und Zeigefinger
Wirkung: Schmerz- und Ausleitungspunkt bei allen Schmerzen
Schmerzareal: Schweregefühl im ganzen Kopf
Akupressurpunkt: Milz 6
Lokalisation: An der Innenseite des Unterschenkels, vier Querfinger über dem höchsten Punkt des Innenknöchels am hinteren Rand des Schienbeins
Wirkung: Harmonisiert die Milz und unterstützt die Umwandlung von Schleim-Nässe
Schmerzareal: Hinter den Augen
Akupressurpunkt: Extrapunkt Yu Yao
Lokalisation: In der Mitte der Augenbraue
Wirkung: Lindert Schmerzen im Augenbereich
Selbstmassage bei Kopfschmerz oder Migräne
Reiben Sie die Handflächen gegeneinander
Legen Sie die Handflächen auf das Gesicht auf und streichen mit den Handflächen mehrmals auf und ab.
Legen Sie die Zeigefinger an den nasalen Ansatz der Augenbrauen und streichen Sie die Augenbrauen nach außen aus.
10x immer an der Nasenseite beginnend
Legen Sie den Daumen auf das 3.Auge und drücken und kneten diesen Punkt kreisend 30x
Legen Sie die Zeigefinger an die Schläfen und drücken und kneten Sie diesen Punkt kreisend 30x
Greifen Sie mit dem Daumen und Zeigefinger in den Nacken und kneten diesen Bereich mehrmals
Drücken und kneten Sie kreisend Dickdarm 4 mit dem Daumen für 1 Minute
Schließen Sie die Augen und spüren der Massage einen Moment nach.
Wiederholen Sie die Massage mehrmals täglich.
Die verspannte Nackenmuskulatur
Sehr häufig ist der Schulter-Nackenbereich bei chronischen Kopfschmerzen sehr verspannt. Stress und emotionale Einflüsse können diese Verspannungen noch verstärken. Oftmals werden die Schultern unbewusst nach oben gezogen, und eine entspannte Nackenmuskulatur ist gar nicht mehr wahrnehmbar.
Durch die folgende Übung können Sie dieses Areal entlasten und entspannen.
Wenn Sie Vorschädigungen an der Halswirbelsäule haben, sollten Sie die Übungen nur nach Absprache mit dem Arzt oder Therapeuten durchführen.
Bevor Sie die Übungen anwenden, kreisen Sie die Schultern jeweils 20 Mal nach vorne und hinten, kneten und drücken Sie den Punkt Gallenblase 21 auf der Schulterhöhe, um den Bereich auf die Übungen vorzubereiten.
Heben Sie die Schultern in Richtung Ohren, und halten Sie die Position. Nach 5 Sekunden entspannen Sie und senken die Schultern zurück in die Ausgangsposition. Beklopfen Sie die Arme mit der lockeren Faust an der Außenseite beginnend über die Schulter.
Übung
Wenn Sie diese Übung täglich über einen längeren Zeitraum üben, wird die Nackenmuskulatur gedehnt und entspannt sich.
Quellen und Literaturhinweise:
„Praxiswissen kompakt Tuina“, Haug-Verlag, 2015, Christiane Tetling
Yang Sheng Reihe, Band 5 – Kopfschmerzen und Migräne Patientenratgeber, Oekom-Verlag 2019, Mitautorin Christiane Tetling
Bildnachweise:
Akupunkturpunkte Corinna Brix
mit freundlicher Genehmigung des Oekom-Verlages
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