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Ernährung zur Vorbeugung und heilungsunterstützend bei Harnwegsinfekten

Isabella Schneider, Niedernhausen

Die Ursachen für Harnwegsinfekte in der TCM können sehr vielfältig sein und zur korrekten Behandlung bedarf es einer eindeutigen Diagnose eines Therapeuten oder einer Therapeutin für TCM. Um dennoch möglichst hilfreiche Empfehlungen geben zu können und den Artikel für die Leser:innen verständlich und übersichtlich zu halten, möchte ich mich an die häufigsten Ursachen für Harnwegsinfekte aus Sicht der TCM halten.

Meist verantwortlich ist das Pathogen Feuchtigkeit in der Blase entweder in Verbindung mit Kälte oder mit Hitze. Feuchte-Kälte kann sich im Verlauf auch zu Feuchter-Hitze entwickeln.

Daher möchte ich nun näher darauf eingehen, wie Feuchte-Kälte und Feuchte-Hitze in der Blase durch ungünstige Ernährung entstehen bzw. durch Ernährungsempfehlungen der TCM vermieden werden können.

Vorbeugung von Harnwegsinfekten

Zur Vorbeugung von Harnwegsinfektionen gilt es, die ursächlichen Pathogene Hitze, Kälte und Feuchtigkeit an ihrer Entstehung zu hindern. Feuchtigkeit entsteht im Körper hauptsächlich durch einen unvollständigen Verdauungsprozess bzw. eine geschwächte Verdauungskraft, die es einfach nicht mehr schafft, unsere Mahlzeiten zu verarbeiten. Hitze kann sich dann aus der Feuchtigkeit selbst entwickeln – wie bei einem stehenden Gewässer, das aufgrund fehlender Wasserbewegung umkippt. Sie kann sich aber auch durch eine zu scharfe, würzige und trocknende Ernährungsweise bilden.

Kälte kann sich durch einen zu kalten Ernährungsstil ansammeln oder von außen in die Blase eindringen, wenn wir nicht warm genug angezogen sind. Herrschen im Körper bereits Kälte und Feuchtigkeit vor (wie beispielsweise bei einem Nieren-Yang-Mangel), ist der Organismus anfälliger für eine Blasenentzündung.

Zur Vermeidung von Feuchtigkeit sollten Sie Ihre Ernährungsgewohnheiten auf die folgenden Empfehlungen überprüfen, da nicht nur „was“ wir essen, sondern auch „wie“ wir essen, unsere Verdauungskraft empfindlich schwächen kann:

  • keine Ablenkung durch TV, Zeitung, Smartphone, etc. während der Mahlzeiten
  • angenehme Atmosphäre während der Mahlzeiten, Essen mit Ruhe und Genuss
  • schwierige Themen, Streitigkeiten und Diskussionen gehören nicht an den Esstisch
  • regelmäßige Mahlzeiten 3x täglich
  • keine Zwischensnacks (Mahlzeiten so gestalten, dass das Sättigungsgefühl 4-5 Stunden bis zur nächsten Mahlzeit anhält)

Des Weiteren sollten Nahrungsmittel, die viel Feuchtigkeit bilden, gemieden bzw. nur sehr sparsam verwendet werden. Dazu gehören:

  • Rohkost oder Salate als Hauptspeise, unreife saure Früchte
  • Brotmahlzeiten, Vollkorngetreide
  • (Sauer-)milchprodukte (Joghurt, Quark, Creme fraîche, Schmand, Saure Sahne)
  • Zucker bzw. zu viel süßer Geschmack, Speiseeis
  • Fertiggerichte, Convience Food / Fast Food (je stärker verarbeitet oder je mehr Zusatzstoffe und Geschmacksverstärker, desto schlimmer)
  • Tiefkühl-Produkte
  • gekühltes Wasser, süße Getränke
  • „schlechte“ Fette wie Frittierfett, Margarine, gehärtete Fette, Paniertes und Frittiertes

Je nach vorherrschendem Pathogen sollten außerdem sehr kalte Lebensmittel oder sehr heiße Lebensmittel gemieden werden:

Nach all den „Verboten“ und den zu vermeidenden Lebensmitteln richten wir unser Augenmerk darauf, wie unsere Nahrung beschaffen sein sollte, damit sie uns Kraft und Energie liefert, den Organismus fit und dynamisch hält und wir uns nach dem Essen vital, erfrischt und energiegeladen fühlen. Denn das ist der Zustand, den wir mit unseren Mahlzeiten erreichen sollten.

Wann immer wir nach dem Essen frösteln, uns müde und träge fühlen, uns das Denken schwerfällt, wir ein Völlegefühl oder Blähungen verspüren oder unsere Gliedmaßen schwer sind, war unsere Mahlzeit nicht bekömmlich, sondern schwer verdaulich und belastend für unseren Organismus.

Aroma macht unsere Speisen bekömmlich: Essen muss gut duften und gut schmecken!

Als bekömmlich gelten frisch gekochte, warme Mahlzeiten aus hochwertigen Zutaten.

Jede Mahlzeit sollte sich aus drei Komponenten zusammensetzen:

  • ausreichend Gemüse
  • eine Kohlenhydrat-Beilage
  • genügend Eiweiß in Form von Hülsenfrüchten, Eiern, Sojaprodukten, sowie Fleisch und Fisch, wenig Milch und Milchprodukte

Besonders wichtig für die Bekömmlichkeit ist vor allem das Aroma, welches wir durch Gewürze und frische Kräuter erzeugen.

Besteht im Körper bereits eine innere Kälte durch einen Yang-Mangel (häufig kalte Hände und Füße, kalte Knie, Rückenschmerzen im LWS-Bereich, verfroren, Neigung zu Ödemen, Blässe), hilft es, regelmäßig wärmende Gewürze wie Zimt, Kardamom, Koriander, Cumin und frischen Ingwer zum Würzen zu verwenden.

Rezepte zur Abwehr von Blasenentzündungen bei innerer Kälte

Milchreis mit Zimt

  • 125g Milchreis mit 500 ml Kuhmilch oder pflanzlicher Milch, etwas Kardamom, einer Prise Salz und einer Prise Zitronenschalenabrieb aufkochen
  • Unter Rühren 5 Minuten köcheln lassen, Herdplatte dann auf die niedrigste Stufe stellen und den Milchreis 25 Minuten mit geschlossenem Deckel quellen lassen.
  • Am Ende der Garzeit mit einem Spritzer Zitronensaft und nach Belieben 1 EL Zucker abschmecken.
  • Auf dem Teller eine ordentliche Prise Ceylon-Zimt  auf den Milchreis streuen-

Dazu passt Obstkompott.

Wärmende Gemüsebrühe

  • 2 Sternanis, 1 Stange Ceylon-Zimt, 2 Kardamomkapseln, einige Koriander- und Pfefferkörner, 4 Lorbeerblätter, einige Wacholderbeeren, 1 Stück frischer Ingwer (in Scheiben geschnitten, mit Schale), 1 Zwiebel (halbiert, mit Schale), 2 Zehen Knoblauch (zerdrückt, mit Schale) in einem heißen Topf ohne Fett anrösten, bis die Gewürze anfangen zu duften.
  • Dann den Topf mit 2-3 Litern Wasser auffüllen.
  • Nach Belieben Suppengemüse wie Sellerie, Möhren. Lauch und Pastinaken mitkochen.
  • Alles 1 Stunde köcheln lassen, danach die Brühe absieben, Gewürze und Gemüse werden entsorgt.
  • Die fertige Brühe kann zur Weiterverwendung für eine Gemüsesuppe oder eine Misosuppe genutzt werden.

Heilungsunterstützung bei Harnwegsinfekten

Bei einer vorhandenen Blasenentzündung ist der vermehrte Verzehr von Lebensmitteln ratsam, welche Feuchtigkeit und/oder Hitze ausleiten.

  • Staudensellerie
  • Liebstöckel, Koriandergrün
  • Algen
  • Reis
  • Miso
  • grüner Tee
  • Hirse
  • Adzukibohnen (rote Sojabohnen)
  • Champignons
  • bittere Blattsalate (Radicchio, Endivie, Chicorée)
  • Zucchini 
  • Aubergine
  • Tomaten
  • Sellerie
  • Hülsenfrüchte (Kichererbsen, Linsen, Sojabohnen, Tofu)
  • Radieschen, Rettich, Kresse
  • Mangold

Hilfreiche Rezeptvorschläge bei feuchter Hitze in der Blase

Misosuppe mit Tofu

  • Wakame-Algen ca. 10 Minuten in kaltem Wasser einweichen, anschließend etwas kleinschneiden.
  • Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden, Seidentofu in Würfel schneiden und beides auf Schüsseln verteilen.
  • Topf mit Wasser erhitzen, getrocknete Shiitake-Pilze darin 20 Min. köcheln lassen, anschließend die Pilze kleinschneiden und mit den Algen zurück in die Brühe geben.
  • Brühe mit Sojasoße, einem Spritzer Zitronensaft, etwas Muskat und gemahlenen Bockshornkleesamen abschmecken.
  • Zum Schluss (die Brühe darf nicht mehr kochen!) Miso-Paste einrühren.
  • Die heiße Brühe auf die Schüsseln verteilen und mit frischem Koriandergrün bestreut servieren.

Bei Bedarf kann gekochter Reis mit in die Suppenschüsseln gegeben werden.

Lauwarmer Radieschen-Salat mit Selleriepüree

Für den Salat

  • Radieschen in Scheiben schneiden, Frühlingszwiebeln in Ringe schneiden.
  • Etwas Öl in einer Pfanne erhitzen, beides darin unter Wenden etwa 5 Min. dünsten.
  • In eine Schüssel geben und mit etwas Essig, Salz, Pfeffer und einem Hauch Zitronenschale abschmecken.
  • Mit Schnittlauch bestreut servieren.

Für das Püree

  • Kartoffeln und Sellerieknolle schälen, in große Würfel schneiden, mit Wasser bedeckt zusammen mit einem Lorbeerblatt in einem Topf aufkochen, dann 20 Min. garen.
  • Wasser abgießen, Lorbeerblatt entfernen.
  • Zusammen mit etwas Milch pürieren oder stampfen.
  • Mit etwas Butter, Muskatnuss, Salz, Bockshornkleesamen und einem Spritzer Zitronensaft abschmecken.
  • Mit frischer Petersilie bestreut servieren.

Congee mit Adzukibohnen

Congee ist eines der typischsten Gerichte Chinas. Die Reissuppe wird dort in vielfältigen Variationen und mit verschiedenen Beilagen zu jeder Tageszeit gegessen. Oftmals ist der Reis dabei ungewürzt, je nach Belieben kann man die Reissuppe aber auch mit einem Spritzer Zitronensaft, etwas gemahlenen Bockshornkleesamen, gemahlenem Koriander und etwas Sojasoße abschmecken.

  • Adzukibohnen gut abspülen und über Nacht in reichlich Wasser (1:4) einweichen, Einweichwasser weggießen und mit frischem kalten Wasser und einem Streifen Wakame-Alge in einem Topf aufkochen, Herdplatte auf kleinste Stufe zurückdrehen und die Bohnen ca. 35 Minuten gar köcheln, danach abgießen.
  • Reis im Verhältnis von 1:10 mit Wasser einen Topf geben, zugedeckt aufkochen, Kochplatte auf kleinste Stufe zurückdrehen und den Reis mindestens 1-2 Stunden köcheln (durch Einweichen über Nacht kann die Kochzeit verkürzt werden).
  • Fertiges Congee in eine Schüssel geben, mit den gekochten Adzukibohnen und je nach Belieben frischem Koriandergrün, Frühlingszwiebeln, fein gehobelten rohen Champignons oder Kresse servieren.

Die chinesische Diätetik mag in ihrer therapeutischen Wirkung mit der Akupunktur und der chinesischen Kräutertherapie nicht ganz mithalten können, ich möchte Sie jedoch trotzdem dazu ermutigen, die Ernährungsempfehlungen auszuprobieren. Essen müssen wir schließlich alle. Und das in der Regel 3x täglich. Eben durch die Menge und die Häufigkeit der Nahrungsaufnahme entfaltet sie richtige Ernährung doch ein ordentliches Wirkpotenzial in unserem Organismus. Insbesondere in der Gesunderhaltung spielt die Ernährung eine sehr bedeutende Rolle und trägt somit zu unserem täglichen Wohlbefinden bei.


Bildnachweise:
Depositphotos/AGTCM
 

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