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TCM-Behandlung für Reizdarm-Syndrom

Dr. Anne Hardy, Frankfurt

Akupunktur bei Reizdarm-Syndrom

Die Wirkung und Sicherheit von Akupunktur beim Reizdarm-Syndrom im Vergleich zur Behandlung mit dem Spasmolytikum Pinaverium Bromid haben Forscher:innen des Jiangsu Province Hospital of Chinese Medicine in Nanjing untersucht.[1]

Methode:

An der multizentrischen Studie beteiligten sich sieben Krankenhäuser in China. Eingeschlossen wurden Patient:innen, die nach den Rom-III-Kriterien (https://www.mein-allergie-portal.com/allergie-wiki/1219-rom-iii-kriterien.html#...) an Reizdarm-Syndrom litten. Die Patient:innen wurden zwischen Mai 2015 und Juni 2018 behandelt.

Zunächst wurden die Patient:innen nach Symptomen in zwei Gruppen unterteilt, je nachdem, ob sie hauptsächlich an Durchfall oder an Verstopfung litten. In jeder Gruppe wurden die Patient:innen randomisiert, wobei 2/3 der Akupunktur-Gruppe zugewiesen wurden und 1/3 das Spasmolytikum Pinaverium Bromid erhielten. Die Akupunktur-Gruppe erhielt 18 Behandlungen, während die Kontrollgruppe mit Pinaverium Bromid in Polyethylenglucol PEG 4000 behandelt wurde (Dosierung entsprechend dem jeweiligen IBS-Typ - nach den Richtlinien der World Gastroenterology Organisation).

Alle Patient:innen wurden über sechs Wochen behandelt und nach 12 Wochen noch einmal überprüft. Evaluiert wurde auf der Basis einer Selbsteinschätzung mit einem standardisierten Fragebogen (Irritable Bowel Symptom Severity Score; https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0022399914001950#...) zu Beginn und zum Ende der Studie.

Akupunktur-Gruppe:

Verwendet wurden folgende Punkte: Du 20 (Bahui), Yin Tang, Le 3 (Tai Chong), Ma 36 (Zu San Li), Mi 6 (San Yin Jiao), Ma 25 (Tian Shu) und Ma 37 (Shang Ju Xu). Die Nadeln wurden senkrecht eingestochen und mit drehenden sowie hebenden und senkenden Bewegungen stimuliert, bis das De Qi-Gefühl einsetzte. Die Stimulation wurde alle 10 Minuten wiederholt und insgesamt 30 Minuten liegen gelassen. Die Behandlungen fanden alle zwei Tage über insgesamt sechs Wochen statt (insgesamt 18 Behandlungen). Die Behandlung war für beide Gruppen von Patient:innen (eher Verstopfung oder eher Durchfall) gleich.

Ergebnisse:

Bei den 344 Patient:innen, die Akupunktur erhielten, nahm die Schwere der Symptome nach dem IBS Severity Score um 123,53 Punkte ab und in der Kontrollgruppe um 94,73 Punkte. Der Unterschied zwischen beiden Gruppen betrug 28,78 Punkte.

Schlussfolgerung:

Akupunktur könnte bei der Behandlung von Reizdarmsyndrom effektiver sein als die Behandlung mit dem Spasmolytikum Pinaverium Bromid oder PEG 4000. Der Effekt hielt auch bis zu 12 Wochen nach Beginn der Behandlung (sechs Wochen nach deren Ende) noch an.

Metaanalyse zur Akupunktur beim Reizdarm-Syndrom (IBS)

Eine chinesische Metaanalyse aus dem Jahr 2019 evaluierte 41 Studien zu Akupunktur bei Reizdarm-Syndrom mit insgesamt 3440 Teilnehmer:innen.[2] Acht Studien verglichen Verum-Akupunktur mit Sham-Akupunktur. Drei davon bestätigten eine biologische Wirkung der Akupunktur, insbesondere in Bezug auf Unterbauchschmerzen, Unwohlsein und Stuhlfrequenz.

Akupunktur konnte die IBS-Symptome effektiver lindern als die Behandlung mit westlicher Medizin, deren Wirkung etwa drei Monate anhielt. Zwischen Sham- und Verum-Akupunktur ließ sich kein signifikanter Unterschied feststellen.

Studien, die Akupunktur als eine zusätzliche Behandlung zu westlicher Medizin, chinesischen Arzneimitteln oder Tuina einsetzten, konnten zeigen, dass die Kombination wirkungsvoller ist als die jeweilige Behandlung für sich.

Schlussfolgerung:

Im Vergleich zu Sham-Akupunktur war die Verum-Akupunktur bei der Behandlung von Reizdarm-Syndrom nicht überlegen. Die Vorteile gegenüber den westlichen Behandlungsmethoden waren jedoch signifikant. Die Autoren schlagen vor, in klinischen Settings zusätzlich Akupunktur einzusetzen, um die Wirksamkeit der Behandlung zu steigern.

Referenzen:
[1] Lixia Pei et al.: Effect of Acupuncture in Patients With Irritable Bowel Syndrome: A Randomized Controlled Trial, Mayo Clin Proc. 2020 Aug;95(8):1671-1683.
doi: 10.1016/j.mayocp.2020.01.042. Epub 2020 Jun 1.
[2] Haizhen Zheng et al.: Comparison between the Effects of Acupuncture Relative to Other Controls on Irritable Bowel Syndrome: A Meta-Analysis, in: Pain Res Manag. 2019 Nov 11;2019:2871505.
doi: 10.1155/2019/2871505. eCollection 2019.

Bildnachweise:
Depositphotos/AGTCM

Dr. Anne Hardy

Dr. Anne Hardy

Heilpraktikerin
Erweiterter Vorstand Medizinische Wissenschaft
Schifferstr. 59
60594 Frankfurt
hardy(at)agtcm.de
https://www.akupunktur-hardy.de

Dr. phil. Anne Hardy betreut im erweiterten Vorstand der AGTCM den Bereich „Medizinische Wissenschaft“. Die studierte Physikerin und promovierte Medizinhistorikerin arbeitete als freie Journalistin, bevor sie zur Chinesischen Medizin fand. In ihrer Praxis in Frankfurt am Main behandelt sie vor allem gynäkologische Beschwerden und Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.

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