Dr. Anne Hardy, Frankfurt
Tai Chi Chuan verbessert den Schlaf bei Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium. Infolgedessen verbessert das Training die körperlichen Funktionen, reduziert psychische Belastung und wirkt lebensverlängernd. Das berichten Forscher:innen von der Universität Hongkong in der Zeitschrift JAMA Oncology.[1]
Das Team von Naomi Takemura untersuchte 226 Patient:innen mit nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom im Stadium IIIB bis Stadium IV.[2] Die Patient:innen aus drei Hongkonger Krankenhäusern wurden nach dem Zufallsprinzip einer von drei Gruppen zugeteilt: Tai Chi Chuan, aerobes Training oder einer Kontrollgruppe, die lediglich Trainingsempfehlungen erhielt. Während des Interventionszeitraums von vier Monaten traf sich die Tai Chi-Gruppe zweimal wöchentlich zu einem 60-minütigen Training. Das aerobe Training bestand aus zwei angeleiteten Gruppentrainingseinheiten pro Monat (je eine Stunde). Zusätzlich wurden die Teilnehmenden gebeten, das Training zuhause auf Laufbändern oder Fahrradergometern aufrecht zu erhalten. Die Kontrollgruppe hatte kein Training in der Gruppe.
Primärer Endpunkt der Studie war die Schlafqualität. Denn Schlafstörungen verstärken bei Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium körperliche und psychische Symptome, was die Lebensqualität verschlechtert und die Lebensspanne verkürzt. In den beiden Interventionsgruppen gab es eine statistisch relevante, subjektive Verbesserung der Schlafqualität, gemessen am Pittsburgh Sleep Quality Index (PSQI). Im Vergleich zur Kontrollgruppe sank der PSQI in der Gruppe mit aerobem Training um 2,72 Punkte und in der Tai-Chi-Gruppe um 4,21 Punkte. Da eine niedrige Punktzahl für besseren Schlaf steht, schnitt die Tai Chi-Gruppe besser ab. Infolgedessen verbesserte sich auch die körperliche Leistungsfähigkeit (u.a. gemessen an der Zahl der täglich gelaufenen Schritte) sowie die psychische Gesundheit.
In der Tai Chi Chuan-Gruppe waren die positiven Effekte ausgeprägter als in der Gruppe, die aerobes Training absolvierte. Der Effekt war auch ein Jahr nach der Intervention noch messbar. Zusätzlich hatte das Tai Chi Chuan eine lebensverlängernde Wirkung. Die Autor:innen empfehlen daher, insbesondere Tai Chi Chuan, aber auch aerobes Training in die Versorgung von Lungenkrebs-Überlebenden zu integrieren.
Referenzen:
[1] Takemura N, Cheung DST, Fong DYT, et al. Effectiveness of Aerobic Exercise and Tai Chi Interventions on Sleep Quality in Patients With Advanced Lung Cancer: A Randomized Clinical Trial. JAMA Oncol. Published online December 07, 2023. doi:10.1001/jamaoncol.2023.5248.
[2] Im Stadium III hat der Tumor sich auf die Brustmuskulatur oder Haut ausgedehnt, die Lymphknoten können befallen sein, aber es gibt keine Fernmetastasen. Im Stadium IV sind die Lymphknoten befallen und es gibt Fernmetastasen. Stadium IV ist in der Regel nicht heilbar.
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Dr. phil. Anne Hardy betreut im erweiterten Vorstand der AGTCM den Bereich „Medizinische Wissenschaft“. Die studierte Physikerin und promovierte Medizinhistorikerin arbeitete als freie Journalistin, bevor sie zur Chinesischen Medizin fand. In ihrer Praxis in Frankfurt am Main behandelt sie vor allem gynäkologische Beschwerden und Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.
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