16.10.2025
Wirkt Akupunktur auch bei älteren Menschen mit chronischen Schmerzen des unteren Rückens? Diese Frage untersuchte eine große kürzlich publizierte US-amerikanische Studie.
Das Ergebnis: Wer Akupunktur über drei Monate erhält, hat auch ein Jahr später noch weniger Schmerzen und ist beweglicher als mit der üblichen medizinischen Versorgung.
Rückenschmerzen sind weltweit die häufigste Ursache für körperliche Einschränkungen, und das Problem nimmt mit dem Alter zu. In den USA leidet mehr als ein Drittel der über 65-Jährigen an chronischen Rückenschmerzen, die oft über ein Jahr oder länger anhalten. Die dadurch entstehenden Gesundheitskosten sind enorm – über 134 Milliarden Dollar pro Jahr.
Bisher wird vor allem auf Medikamente oder operative Eingriffe gesetzt, deren Nutzen für ältere Menschen jedoch begrenzt oder nur kurzfristig wirksam sind. Zudem haben ältere Erwachsene oft mehrere Erkrankungen gleichzeitig und nehmen viele Medikamente. Das ohnehin vorhandene Risiko der Nebenwirkungen der eingesetzten Schmerzmittel – wie Opioide, Gabapentinoide oder entzündungshemmende Medikamente – erhöht sich dadurch.
Nicht-medikamentöse Behandlungen gewinnen daher an Bedeutung. Akupunktur hat sich in Studien als wirksam und sicher bei chronischen Rückenschmerzen erwiesen, wird von Fachgesellschaften, wie dem American College of Physicians empfohlen und kann zusätzlich Schlaf- und Stimmungssymptome verbessern.
Allerdings gab es bisher keine großen Studien, die sich speziell auf ältere Erwachsene über 65 Jahren konzentrierten. Unklar war auch, welche Behandlungsdauer bei dieser Altersgruppe am wirksamsten ist.
In dieser dreiarmigen Studie wurden nun 800 Patient:innen mit einem Durchschnittsalter von 73 Jahren untersucht. Sie wurden in drei geografischen Regionen der USA rekrutiert und von lizensierten Akupunkteur:innen behandelt. Beteiligt waren vier Einrichtungen mit unterschiedlichen Versorgungsmodellen: integrierte Versorgung, Einzelleistungsvergütung und ein staatlich anerkanntes Gesundheitszentrum.
Die Interventionsgruppen erhielten aus pragmatischen Gründen die am Standort üblichen Akupunkturbehandlungen. “Dry needling” oder zusätzliche Interventionen wie Elektroakupunktur, Moxibustion, Wärme, Gua sha, Ba guan Schröpfen, Tuina oder Chinesische Arzneimitteltherapie waren nicht erlaubt.
Die insgesamt 50 teilnehmenden Akupunkteur:innen benutzten das Spektrum der in den USA zur Behandlung von Schmerzen im unteren Rücken angewandten Akupunkturverfahren, über drei bzw. sechs Monate:
Gemessen wurde die Wirkung mithilfe des Roland-Morris Disability Questionnaire (RMDQ). Der Fragebogen erfasst, wie stark Rückenschmerzen die alltäglichen Aktivitäten einer Person einschränken.
Grafik aus der Publikation über Acupuncture for Chronic Low Back Pain in Older Adults
Nach sechs Monaten zeigten die Teilnehmenden, die Standardakupunktur oder erweiterte Akupunktur mit zusätzlicher Erhaltungsbehandlung erhielten, deutlich bessere Ergebnisse als jene, die nur die übliche medizinische Versorgung bekamen. In beiden Akupunkturgruppen verbesserte sich die Rückenfunktion stärker als in der Kontrollgruppe ohne Akupunktur. Zwischen der Standard- und der erweiterten Akupunktur gab es dabei keinen großen Unterschied.
Hinsichtlich der Schmerzintensität zeigte sich jedoch, dass die erweiterte Akupunktur nach sechs Monaten etwas bessere Schmerzlinderung erzielte als die Standardakupunktur. Beide Akupunkturgruppen hatten deutlich weniger Schmerzen als die Gruppe mit üblicher Behandlung.
In den Akupunkturgruppen erreichten mehr Patientinnen und Patienten eine klinisch bedeutsame Verbesserung ihrer Rückenschmerzen und Beweglichkeit:
Diese positiven Effekte hielten auch nach einem Jahr noch an.
Aufgrund dieser Studienergebnisse wird Akupunktur bei chronischen Schmerzen des unteren Rückens inzwischen vom amerikanischen Gesundheitssystem erstattet.
Studie:
DeBar LL, Wellman RD, Justice M, et al. Acupuncture for Chronic Low Back Pain in Older Adults: A Randomized Clinical Trial. JAMA Netw Open. 2025;8(9):e2531348. doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.31348
Bildnachweis:
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Heilpraktikerin
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Dr. phil. Anne Hardy betreut im erweiterten Vorstand der AGTCM den Bereich „Medizinische Wissenschaft“. Die studierte Physikerin und promovierte Medizinhistorikerin arbeitete als freie Journalistin, bevor sie zur Chinesischen Medizin fand. In ihrer Praxis in Frankfurt am Main behandelt sie vor allem gynäkologische Beschwerden und Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.
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