Unser Anspruch: Qualität in der TCM
Aus- und Weiterbildung Mitglied werden

Unterstützung von Assistierten Reproduktionstechniken (ART) mit Chinesischer Medizin

Immer mehr Paare sind von Fertilitätsstörungen betroffen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und ungefähr gleich häufig auf Frauen und Männer verteilt; häufig wird auch keine medizinische Ursache gefunden.

Ein wichtiger Faktor bei Frauen ist das Alter, da die Fruchtbarkeit kontinuierlich abnimmt. Neben weiteren Faktoren spielen Erkrankungen wie Endometriose, hormonelle Störungen wie das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS), Schilddrüsenerkrankungen oder Schäden an den Eileitern, z. B. infolge von Infektionen, Endometriose, Entzündungen und Operationen eine Rolle.

Immer mehr Männer weisen eine eingeschränkte Spermienqualität auf. Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten werden in einem gesonderten Artikel näher beleuchtet.

Ein sehr wichtiger Faktor, der beide Geschlechter betrifft, ist Stress und seine Auswirkungen z. B. auf das Hormon- und Nervensystem. Daneben haben weitere Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Alkohol, ungesunde Ernährung mit zu wenig Vitalstoffen, Über- und Untergewicht aber auch hormonähnliche Stoffe in der Umwelt, Toxine und bestimmte Medikamente einen negativen Einfluss auf die Fertilität von Mann und Frau[1].

Eine umfassende Diagnostik beider Partner zur Abklärung der Ursache(n) ist essentiell, um gezielt unterstützen zu können. Liegt eine Follikelreifungsstörung vor, sind Eizell- und Spermienqualität eingeschränkt? Traten bereits wiederholt Aborte auf? Was waren die Gründe hierfür? Wie sind bisherige ART-Versuche verlaufen? Abhängig davon, wo die Störung liegt, sollte gezielt weiterführend untersucht und behandelt werden.

Je nach Ursache ist die Behandlung mit ART wie Intrauteriner Inseminisation (IUI), In-vitro-Fertilisation (IVF) oder bei schlechter Spermienqualität Intracytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) in einem Kinderwunschzentrum sinnvoll. Sind z. B. die Eileiter der Frau nicht durchlässig, ist eine IVF/ ICSI Mittel der Wahl. Neben hormonell stimulierten Zyklen wird immer häufiger IVF/ ICSI im natürlichen Zyklus (IVF-naturelle) angeboten[2].

Zur Unterstützung suchen viele Paare nach ergänzenden Methoden, um ihre Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.

Wie kann die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bei Assistierten Reproduktionstechniken (ART) unterstützen?

Die TCM zeichnet sich aus durch ihren ganzheitlichen Ansatz und basiert auf einem jahrtausendealten Erfahrungs- und Wissensschatz. Ziel ist es, das körperliche und geistige Gleichgewicht und Gesundheit zu fördern und damit auch die Fruchtbarkeit zu unterstützen. Die TCM umfasst Akupunktur, Kräutertherapie, Ernährungs- und Lebensstilempfehlungen sowie weitere therapeutische Methoden.

Vorbereitend und begleitend zu ART kann die TCM eine sinnvolle Unterstützung sein. Dabei ist ein integrativer Ansatz von Vorteil, bei dem die chinesische und die westliche Medizin inklusive ART aufeinander abgestimmt sind.

Welches Timing ist sinnvoll?

Ideal ist es, wenn Paare schon im Vorfeld eine auf Integrative Kinderwunschbehandlung spezialisierte TCM-Praxis aufsuchen, damit ausreichend Zeit bleibt, um die Faktoren, die die Fruchtbarkeit einschränken, positiv zu beeinflussen.

Hierfür ist Geduld nötig, was auch mit den physiologischen Reifungsprozessen zusammenhängt: So kann nach 1-3 Monaten Behandlung ein positiver Einfluss auf das Endometrium erzielt werden. Um die Spermienqualität zu verbessern, sind 2-3 Monate nötig und um eine signifikante Verbesserung der Eizellqualität zu erreichen, dauert es bis zu einem Jahr. Bei Zyklusstörungen kann die TCM gezielt zur Regulierung des Zyklus eingesetzt werden.

Es ist wichtig zu betonen, dass auch zu einem späteren Zeitpunkt TCM-Begleitung sinnvoll ist. Oft kommt ein Paar erst kurz vor ART. Auch wenn hier die Eizell- und Spermienqualität nicht mehr verbessert werden kann, so kann trotzdem noch unterstützt werden. Studien zeigen, dass z. B. die Akupunktur in der Zeit des Embryotransfers die Schwangerschaftsraten erhöht (s. u.). Ein Paar ist während ART einem enormen Stress ausgesetzt. Durch die TCM-Behandlung kann dem begegnet werden und es werden optimale Voraussetzungen geschaffen für die Erfüllung des Kinderwunsches.

In der Tabelle ist am Beispiel der IVF das therapeutische Vorgehen detaillierter beschrieben. Auch für alle anderen ART-Methoden ist eine begleitende Behandlung mit TCM sinnvoll und sie wird abhängig vom ART-Protokoll und individuell auftretenden vorbestehenden Faktoren und Beschwerden angepasst.

Wirkungen der TCM und Akupunktur in Bezug auf Kinderwunsch

  • Regulation des Menstruationszyklus und hormoneller Ungleichgewichte
  • Verbesserung der Durchblutung der Geschlechtsorgane
  • Positiver Einfluss auf Eizell- und Spermienqualität
  • Unterstützung von Follikelreifung und Endometriumaufbau
  • Zyklusphasenabhängige Unterstützung während ART
  • Linderung von Nebenwirkungen durch Medikamente
  • Unterstützung der Einnistung und Halten des Embryos in der Frühschwangerschaft
  • Entspannung und Ausgleich von energetischen Ungleichgewichten infolge von Stress

Wie läuft die TCM-Therapie ab?

Zunächst wird eine ausführliche Anamnese inklusive Zungen- und Pulsdiagnose durchgeführt, um herauszufinden, was die zugrundeliegende Störung aus TCM-Sicht ist und um eine gezielte Behandlungsstrategie ableiten zu können. Besonderes Augenmerk wird dabei auf den Zyklus der Frau inklusive Basaltemperaturkurve gelegt.

Von integrativ arbeitenden TCM-Therapeut:innen wird die schulmedizinische Diagnostik wie Blutbild, Hormonstatus, Spermiogramm, Untersuchungen wie Eileiterdurchlässigkeit, Erkrankungen, bisherige ART-Versuche u. a. einbezogen, um ein umfassendes Bild zu erhalten und besser einschätzen zu können, was sinnvoll ist und möglichst gezielt vorbereitend und begleitend zur ART behandeln zu können. Liegen keine medizinisch erklärbaren Ursachen für die Fertilitätsstörung vor, so kann sich trotzdem aus TCM-Sicht eine Disharmonie zeigen, welche Auswirkungen auf die Fertilität hat und ausgeglichen werden sollte.

Abhängig vom Beschwerdebild und der Pathologie wird differenziert behandelt entweder mit Akupunktur allein oder zusätzlich mit Kräutertherapie, Ernährungsempfehlungen und anderen Maßnahmen.

Studienlage zum Einfluss der Akupunktur und TCM auf die Erfolgsraten von ART

In zahlreichen Studien wurde der Einfluss der Akupunktur und TCM auf die Erfolgsraten von ART untersucht; es zeigte sich eine Erhöhung der Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate. Der positive Effekt zeigte sich besonders deutlich in schwierigen Fällen[3,4].

Erwähnenswert ist außerdem eine spezielle Therapie, Sinosomatics, bei der Elemente aus der TCM mit solchen aus Hypnotherapie, körperorientierter Psychotherapie und weiteren Methoden kombiniert werden. Dabei spielen Zusammenhänge von Körper und Psyche eine wichtige Rolle und es werden Selbstregulationsprozesse angeregt. In Studien konnten Veränderungen der Gehirnaktivität und Vernetzung einzelner Gehirnareale nachgewiesen werden[5]. In einer retrospektiven Studie, in der Kinderwunschpatientinnen mit schwierigen Aussichten (höheres Alter, erfolglose IVF-Versuche u. a.) untersucht wurden, zeigte sich eine erhöhte Schwangerschafts- und Geburtenrate von 81 bzw. 70 % [6].

Fazit

Die TCM ist eine wertvolle Ergänzung zu reproduktionsmedizinischen Behandlungen. Dabei sollte individuell auf die zugrundeliegenden Störungen, Beschwerden und das ART-Protokoll eingegangen werden.

Bildnachweis: Depositphotos/AGTCM

Quellen:
[1] Segal TR, Giudice LC. Before the beginning: environmental exposures and reproductive and obstetrical outcomes. Fertility and Sterility 2019;112(4):613-21.https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0015028219319892
[2] Wölfler M.M. : Fertilität – Mythos und Realität; J Klin. Endokrinol. Stoffw. 2021 · 14:11–19 https://doi.org/10.1007/s41969-021-00127-y
[3] Hardy, A.: Bei IVF hilft zusätzliche Akupunktur am besten vor dem Transfer https://www.agtcm.de/fachverband/wissenschaft-forschung/bei-ivf-hilft-akupunktur-am-besten-vor-dem-transfer.htm
[4] Yun L, Liqun W, Shuqi Y, Chunxiao W, Liming L, Wei Y. Acupuncture for infertile women without undergoing assisted reproductive techniques (ART): A systematic review and meta-analysis. Medicine 98(29):p e16463, July 2019. | DOI: 10.1097/MD.0000000000016463 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31335705/
[5] https://sinosomatics.de
[6] Forsch Komplementmed. 2024; Nurturing Hope: Reproductive Outcomes with Sinosomatics Following Unsuccessful IVF Attempts. Pfeiffer A, Schweizer-Arau A, Popovici RM, Vogel A, von Hasselbach Y, Beissner F, Meissner K https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38768578/

Dr. rer. nat. Anne-Kathrin Ziebandt

Weitere interessante TCM-Fachartikel für Therapeut:innen

Chinesische Medizin in der Kinderwunschbehandlung

Welche Chancen eröffnet die Chinesische Medizin in der Behandlung von Frauen mit Kinderwunsch mit Akupunktur und Chinesischer Arzneimitteltherapiezusätzlich zu den Therapien der westlichen Medizin? Wie kann die TCM die Kinderwunschbehandlung in den Fertilitätszentren konkret unterstützen? Diese Fragen werden im Interview ausführlich diskutiert.

Mehr erfahren

Wie lassen sich östliche und westliche Kinderwunsch-Behandlungen optimal miteinander verbinden?

Diese Fallgeschichte zeigt, wie das Verfahren der künstlichen Befruchtung einer Eizelle mit Chinesischer Medizin vorbereitet und begleitet werden kann. Ein konkretes Beispiel für die integrative Behandlung mit östlicher und westlicher Medizin bei der Kinderwunsch-Therapie. Die späteren Eltern wurden beide jeweils mit Akupunktur und Chinesischen Arzneikräutern therapiert. Die Durchführung der sogenannten ICSI, eine Intrazytoplasmatische Spermieninjektion wurde Step by Step begleitet. Mit Erfolg: Ein Zwillingspärchen, zwei gesunde Jungs, kamen bei der natürlichen Geburt spontan zur Welt.

Mehr erfahren
Übersicht Fachartikel TCM in der Kinderwunschbehandlung

Aus- und Weiterbildung

Mitglied werden

Unterstützung bei Ihrer täglichen Arbeit

Werden Sie Mitglied in der AGTCM und profitieren Sie von unseren vielfältigen Service- und Beratungsangeboten.

Mehr erfahren

Mitglied werden

Werden Sie Teil dieses starken Verbundes

Die AGTCM entwickelt und sichert die Zukunft der Chinesischen Medizin.

Wir sind die ersten Ansprechpartner für die Politik und Wissenschaft und setzen uns für die Verbesserung der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung durch TCM ein.

So werden Sie Mitglied