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Ischämische Herzkrankheiten richtig mit Akupunktur behandeln

Die Koronare Herzkrankheit (KHK) betrifft eine große Population in der westlichen Welt. Laut wissenschaftlichen Studienergebnissen sind es vor allem Übergewicht und Depression, die das Auftreten und die Rezidivgefahr für einen Herzinfarkt deutlich steigern. Psychosomatische Mediziner sind sich einig darin, dass psychische und psychosomatische Störungen einen bedeutenden Einfluss auf das Geschehen haben.

1. TCM und sinnvolle Lebensführung ergänzen sich bei der Behandlung ischämischer Herzkrankheiten

Im Zusammenhang mit Übergewicht wirkt aus allopathischer Sicht erhöhtes Cholesterin im Blut prädisponierend. Aus chinesischer Perspektive geht es hierbei um zwei Arten von Schleim (Tán Yin): den substanzlosen Schleim (Wú Xíng Zhi Tán) und den substanziellen Schleim (You Xíng Zhi Tán).

Die Transformation von Schleim ist ein langwieriges und komplexes Thema für uns TCM-Therapeuten. Auch wenn Pharmarezepturen und Akupunktur-Kombinationen diesen Prozess begleiten und unterstützen können, so werden wir doch mit einer Dauernadelung von Magen 40 und Milz 9 nicht eine fehlende Mitarbeit der Patienten ausgleichen können. Hier ist die Einsicht und die Bereitschaft zur Veränderung der Lebensführung durch den Patienten ein bedeutender Faktor für den Fortschritt in der Therapie.

Dabei ist auch regelmäßige körperliche Bewegung zur Steigerung der Qi-Bewegung und Qi-Transformation sowie der Blutbewegung entscheidend.

In der Ernährung ist der Verzicht auf alle Schleim und Schleim-Hitze produzierende Kost unumgänglich, darin sind sich chinesische Diätetik und westliche Ernährungsforschung einig.

Dazu gehören vor allem:
- Gebratenes, Frittiertes, Geräuchertes
- Rotes Fleisch, insbesondere Rind- und Lammfleisch, Wurst
- Alkohol, vor allem in Kombination mit dem süßen Geschmack
- Milchprodukte
- Süßigkeiten
- Übermaß an scharfen Gewürzen, wie Chilli, Curry, Pfeffer, Tabasco, Knoblauch, Schnittlauch, Zwiebel, etc.)

2. Herzratenvariabilität mit Akupunktur verbessern

Ein Messwert, der für die Koronare Herzkrankheit (KHK) in neuerer Zeit häufiger zu Rate gezogen wird und einen hilfreichen Parameter darstellt, ist die Herzratenvariabilität (HRV). Die Herzratenvariabilität beschreibt die Varianz der Dauer zwischen zwei Herzkontraktionen.

Ein gesundes, unbelastetes Herz moduliert diese Dauer ständig ein wenig, ohne dabei arrhythmisch zu schlagen. Zum Beispiel verlängern bzw. verkürzen sich mit der Ein- und Ausatmung die Abstände zwischen den Herzaktionen auf natürliche Weise. Ist die HRV hoch, so drückt dies eine gute Zusammenarbeit von vegetativem Nervensystem und Herzmuskelaktion aus. Ist der Wert niedrig, „trennt“ sich die Herzaktion von der Einflussnahme durch das vegetative Nervensystem und arbeitet allein seiner ihm innewohnenden Erregungsleitung folgend.

Dieser Zustand stellt einen Stressfaktor mit schädigenden Einflüssen für die Herzdurchblutung dar. Der HRV-Wert kann durch Akupunkturbehandlungen positiv beeinflusst werden und die Wirkung von Stress auf den Organismus kann reduziert werden[1]. Wir können so Patienten mit Koronarer Herzkrankheit (KHK) begleitend zu der allopathischen Behandlung unterstützen.

3. Koronare Herzkrankheit aus Sicht der chinesischen Medizin

Chinesisch-medizinisch betrachtet stellt die KHK einerseits vor allen Dingen einen Symptomenkomplex dar, der sich auf die Funktionen des Perikards (Xin Bao) bezieht. Gemeint sind damit sowohl das Herz als Organ als auch die Aufgaben der Zirkulation von Qi und Blut.

Andererseits kann das Herz (Xin), als Kaiser und als jenes Organ, welches von allen Emotionen betroffen wird, nicht unberücksichtigt bleiben in unserem Blick auf die Patienten und die Zusammenhänge, die sein Beschwerdebild erzeugen:

Studien haben gezeigt, dass in den 180 Tagen vor einem Herzinfarkt ein starkes emotionales Ereignis auftrat und dass es ein noch größeres Risiko für einen Herzinfarkt in den ersten 30 Tagen nach einem starken emotionalen Ereignis gibt.

4. Akupunkturpunkte zur Behandlung der KHK

Perikard 6 (Nei Guan) - Ein bedeutsamer Akupunkturpunkt für die Unterstützung des Herzens ist Perikard 6, der als Luo-Punkt wirksam das Herz- und Perikard-Qi tonisieren und regulieren kann. Die Luo-Leitbahn des Perikards dringt in Perikard und Herz ein. So wirkt der Punkt quasi vor Ort. Als Punkt des Jue Yin hat er auch regulierenden Einfluss auf das Blut, welches für koronare Herzerkrankungen gleichsam von Bedeutung ist.

Ren 17 (Shang Zhong) - Als weiteren wichtigen Punkt zur Behandlung koronarer Herzkrankheit ist Ren 17 zu nennen. Er kann die Qi-Bewegung im Brustkorb steigern. Er wird auch als „Oberes Meer des Qi“ bezeichnet und ist zugleich der Mu-Punkt des Perikards. Er ist der Punkt zur Regulation des Sammel-Qi (Zong Qi).

5. Differentialdiagnostische Überlegungen zu Brustenge und Brustschmerz

In alten chinesischen Texten ist das Geschehen des Brustschmerzes oder der Brustenge als Xiong Bi oder Zhong Bi beschrieben. Bi steht für eine Blockade oder Verlegung, die mit Schmerzen verbunden ist.
Es werden dabei unterschiedliche Schmerzqualitäten unterschieden: Kälte-Schmerz, Schleim-Schmerz, Stase-Schmerz und Hitze-Schmerz.

Kälte-Schmerz

Mit der Behandlung von Blase 14 und 15, z. B. mit Reiskornmoxa, werden Yang und Qi von Herz und Perikard gestützt, ergänzend zu dem schon beschriebenen Perikard 6.
Eine Moxabehandlung auf Ren 6 kann darüber hinaus das Qi im Allgemeinen stützen und wärmen.

Der Schmerz verschlechtert sich bei Kälte, ist örtlich fixiert und möglicherweise mit Atembeschwerden und Frösteln verbunden.

Im Grundmuster liegen eventuell Herz-Yang-Mangel oder allgemeiner Yang-Mangel vor. Es sind am häufigsten ältere Patienten betroffen. Allgemeine Müdigkeit oder Erschöpfung sind möglich.

Puls: Tief und leer

Schleim-Schmerz

Magen 40 und Perikard 5 sind als Kombination für diesen Erkrankungsfall sinnvoll.
Ren 17 kann dabei zusätzlich die Befreiung des Qi in der Brust unterstützen.

Das Erleben einer Einengung und intermittierend auftretende Beschwerden bei gleichzeitigem Übergewicht können für dieses Erscheinungsbild bezeichnend sein. Im Gesamtbild können Milz- und Lungen-Leere mit Schleim eine Grundlage der Erkrankung bilden.

Stase-Schmerz

Neben Perikard 6 und Ren 17 spielen Qi- und Blut-bewegende Punkte wie Leber 3, Dickdarm 4, Gallenblase 34 und Milz 10 eine Rolle in der Behandlung.
Auch die Huato Jia Ji Punkte auf Höhe von Blase 14 und 15 können in der Behandlung eingesetzt werden.

Der Stase-Schmerz ist gekennzeichnet durch stechende, fixierte Schmerzen mit Beklemmungsgefühl. Möglicherweise verschlechtert er sich in der Nacht und bessert sich durch moderate Bewegung.

Es treten Lippen- und Nagelzyanose sowie Dyspnoe auf. Das Krankheitsbild entwickelt sich auf Grundlage von Schleim, Qi-Stagnation, Herz-Qi- oder Herz-Yang-Mangel.

Zunge und Puls: In diesem Fall kommt es zu Stasezeichen auf der Zunge oder/und einem unregelmäßigen, rauen Puls.

Hitze-Schmerz

Als Akupunkturpunkte zur Behandlung können Leber 2 und Perikard 7 oder Perikard 9 von Bedeutung sein.
Ist Schleimhitze die Ursache, so kann die Verwendung von Dickdarm 11 von Nutzen sein.

Dieses Bild wird begleitet von brennenden Schmerzen. Es können Kopfschmerz und Schwindel, hypochondrialer Schmerz und Schwitzen gemeinsam mit dem brennenden Schmerz auftreten.

Im unterliegenden Syndrommuster bilden Leere- oder Fülle-Hitze, oder Hitze, die sich aus einer Stagnation generiert, die Grundlage.

Insgesamt ist zu berücksichtigen, dass bei jedem Patienten ein individuelles Zusammenspiel von Qi-Dynamiken in der Symptomatik vorliegt. Diese Vielfältigkeit sollte sich in unserer Behandlung spiegeln.

So bedarf es einer genauen und bedachten Befragung und Beobachtung des Patienten und der Einbeziehung verschiedener Aspekte wie Lebensführung, psychische Situation, Lebensgeschichte in die Erstellung der Diagnose für den einzelnen Patienten. Das führt letztlich zu einer auf diese Lebenssituation abgestimmten Behandlung.
Dabei achten und berücksichtigen wir die Grenzen unserer Behandlungsmöglichkeiten und verweisen den Patienten an einen Kardiologen oder Internisten, organisieren angemessene Hilfe, wenn die Symptome, wie z. B. anhaltende Brustenge, starke Herzrhythmusstörungen, Atemnot und Schwäche es gebieten.

6. Akupunktur – Eine sinnvolle Ergänzung der Schulmedizin

Akupunktur ist im Bereich der Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine sinnvolle Ergänzung zur allopathischen Medizin – auch deshalb, weil wir uns mehr Zeit für die Behandlung und Begleitung nehmen und die Yangsheng-Beratung, die unserem therapeutischen System zugehörig ist, die notwendige Lebensumstellung für die Betroffenen gut und hilfreich begleiten kann.

Wir müssen in der Behandlung ebenso berücksichtigen, dass wir beispielsweise durch Yang absenkende Maßnahmen die Wirkung von Yang-absenkenden Medikamenten verstärken können und sollten die Reaktionen unseres Patienten aufmerksam im Blick behalten und abfragen. So kann eine individualisierte Therapie und Begleitung eines Patienten mit Koronarer Herzkrankheit gelingen.

Autorin

Ulrike Krüger-Gries
Chinesische Medizin
Im Ärztehaus am S-Bhf. Schlachtensee
Breisgauer Str. 1a
14129 Berlin
Tel. 030 23 13 17 04
Email: u.krueger-gries(at)web.de

Die Differenzialdiagnose einiger praxisrelevanter Herzkreislauferkrankungen ist Teil der 3-jährigen AGTCM-Diplomausbildung - Akupunktur. Die SchülerInnen erlernen wesentliche Symptome differenzialdiagnostisch einzuordnen und Punktkombinationen zur Behandlung werden anhand von Fallbeispielen besprochen.
 

Nähere Informationen finden Sie auf der Webseite des ABZ Ost - Shou Zhong - www.abz-ost.de

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