20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland leiden Schätzungen zufolge unter Hypertonie. Mit zunehmendem Alter steigt das Erkrankungsrisiko, so dass drei von vier Senioren über 70 betroffen sind. Welche Beschwerden des Patienten in der TCM-Praxis sind auf die von ihm eingenommenen Antihypertonika zurückzuführen? Dieser Artikel klärt über die unerwünschten Wirkungen laut TCM-Diagnostik auf.
20 bis 30 Millionen Menschen in Deutschland leiden Schätzungen zufolge unter Hypertonie. Mit zunehmendem Alter steigt das Erkrankungsrisiko, so dass drei von vier Senioren über 70 betroffen sind. Mögliche Folgen sind Erkrankungen des Herzens, der Nieren und der Augen sowie ein erhöhtes Schlaganfallrisiko.
Auch in der TCM-Praxis suchen die Betroffenen oftmals medizinische Hilfe – meist jedoch aufgrund anderer Beschwerden. Für den behandelnden Therapeuten stellt sich im Zusammenhang mit der Anamnese dann unter anderem die Frage, welche Beschwerden des Patienten auf die von ihm eingenommenen Antihypertonika zurückzuführen sind.
Grundsätzlich kann man Antihypertonika aus Sicht der chinesischen Medizin grob in zwei Gruppen unterteilen: Die eine Gruppe sind Antihypertonika, die kühlen und die über Jinye das Yin und das Blut schwächen. Sie umfasst ACE-Hemmer, Sartane und Diuretika. Die andere Gruppe wird von Betablockern und Calciumantagonisten gebildet wird, die das Yang kühlen.
ACE-Hemmer und Sartane sorgen für eine Vasodilatation und regulieren ebenso wie die Diuretika den Wasserhaushalt. Daher können sie über die Jinye das Yin und das Blut schwächen. Trockenheit ist eine mögliche Auswirkung insbesondere im Zusammenhang mit der Anwendung von ACE-Hemmern und Diuretika. Vorbelastete Patienten sind hierfür anfälliger als Patienten mit einer pathologischen Fülle von Yin, also Feuchtigkeit oder Nässe. Doch sollte man sich davor hüten, Süßholz zur Linderung der Trockenheit oder zur Behandlung anderer Nebenwirkungen einzusetzen. Die Inhaltsstoffe der Wurzel greifen ebenfalls am RAAS-System an, hemmen unter anderem die Aldosteronausscheidung und können so die Wirkung der ACE-Hemmer oder Sartane mindern.
Mit der Schädigung der Jinye kann zudem eine Veränderung des Mineralstoffhaushalts einhergehen. So kann die Anregung der renalen Natriumausscheidung durch ACE-Hemmer, Sartane und kaliumsparende Diuretika eine Hyperkaliämie nach sich ziehen, die sich in Form von Qi-Leere, Wind und Hitze manifestieren kann. Bei Ernährungstipps und der Auswahl von Kräutern ist in diesen Fälle zu beachten, dass dabei keine nennenswerten Kaliummengen zugeführt werden, wie dies beispielsweise durch Löwenzahnwurzeln der Fall ist.
Erhöhte Verluste von Magnesium, Calcium und Zink, aber auch von Natrium, wie sie durch Diuretika verursacht werden können, können eine Reihe von unerwünschten Wirkungen erklären, die durch eine kontrollierte Zufuhr der entsprechenden Mineralstoffe gelindert werden können.
Weitere unerwünschte Wirkungen der ACE-Hemmer, Sartane und Diuretika können bei anfälligen Patienten Kälte mit Qi-Leere im Bereich von Milz, Lunge oder Niere sowie Leber-Qi-Stagnation sein. Grund ist unter anderem die Vasodilatation, die eine Behandlung mit ACE-Hemmern oder Sartanen nach sich ziehen kann. Der Körper verliert auf diese Weise Wärme. So kühlen die Wirkstoffe bei vorbelasteten Patienten Hitze, sind für Patienten mit einer Schwäche des Milz-, Lungen- oder Nieren-Qis jedoch zu kühl.
Betablocker und Calciumantagonisten kühlen das Herz-Yang. Betablocker wirken über eine Blockade der β1-Rezeptoren negativ inotrop und negativ chronotrop. Außerdem erhöhen sie die Harnmenge und hemmen sowohl die Lipolyse als auch die Glykogenolyse. So sinkt unter ihrem Einfluss mit dem Herzminutenvolumen der Blutdruck. Allerdings blockieren sie meist auch die β2-Rezeptoren und verursachen so eine Vasokonstriktion, die zu Durchblutungsstörungen im Bereich der Extremitäten führen kann. Darüber hinaus ist eine Kontraktion der Bronchialmuskulatur eine mögliche Folge. Daher sind sie für Patienten mit Morbus Raynaud oder Asthma ungeeignet.
Indem Betablocker das Yang des Herzens kühlen, können sie bei anfälligen Patienten auch das Qi und Yang von Milz, Magen, Lunge und Dickdarm schwächen. Je nach Arzneistoff kann auch die Niere betroffen sein. Kälte und Qi-Leere begünstigen zudem eine Leber-Qi-Stagnation mit Wind.
Auch Calciumantagonisten wirken negativ inotrop und negativ chronotrop. Sie entspannen zudem die Gefäßmuskulatur und senken die Vor- und die Nachlast. So kühlen auch sie das Qi und Yang der Zangfu. Insbesondere Patienten mit Blut-Leere reagieren allerdings mit Wind. Patienten mit einer gestauten Unterzungenvene werden dagegen unter Umständen von den Blut-bewegenden Eigenschaften der Arzneistoffe profitieren.
Eine gezielte Behandlung unerwünschter Wirkungen mit Akupunktur, Ernährung und Kräutern unter Berücksichtigung möglicher Wechselwirkungen kann die Lebensqualität der Patienten erheblich steigern und so ihre Therapietreue bei der schulmedizinischen Behandlung verbessern. Gelingt es durch Akupunktur und Kräuter darüber hinaus den Blutdruck zu stabilisieren, ist im Idealfall in Absprache mit dem behandelnden Arzt eine Senkung der Medikamentendosis möglich. Dies setzt dann allerdings in der Regel eine langfristige Begleitung des Patienten mit chinesischer Medizin voraus.
Das Wissen der TCM kann jedoch nicht nur zur Linderung unerwünschter Wirkungen genutzt werden. Die Syndrome des Patienten sowie Befunde an Bauch, Zunge und Puls können darüber hinaus möglicherweise die Auswahl geeigneter Arzneistoffe unterstützen, auch wenn dies in Studien so noch nicht untersucht ist. Es ist anzunehmen, dass ein Patient mit geschwollener Zunge und anderen Hinweisen auf Feuchtigkeit eher von einem ACE-Hemmer oder einem Diuretikum profitieren wird als ein Patient mit trockener Zunge und roter Zungenspitze. Dieser Patient wird vermutlich eher von einem Betablocker oder Calciumantagonisten profitieren.
Patienten mit leerer Hitze wiederum könnten dagegen einen Calciumantagonisten erhalten, da diese die Jinye nicht zusätzlich schwächen. Bei Yin-Leere in Verbindung mit Feuchtigkeit könnten unter Umständen jedoch die Sartane geeigneter sein. Begleitend muss in jedem Fall das Yin der Betroffenen tonisiert werden.
Die Stärken von Schulmedizin und Chinesischer Medizin können somit bei der Behandlung der Hypertonie zum Wohle des Patienten sehr gut kombiniert werden.
Autorin
Sabine Ritter
Apothekerin und Heilpraktikerin
c/o Praxis Dr. Bergner
Immergrünstraße 23
81547 München
Tel. 089 / 649 800 64
Email: info(at)ritter-tcm.de
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