15.10.2025
Eine große klinische Studie aus China belegt: Regelmäßige Akupunktur kann die Zahl von Migränetagen und -attacken deutlich verringern – stärker als Schein-Akupunktur oder alleinige Standardversorgung. Für Menschen, die Medikamente nicht vertragen oder meiden möchten, könnte Akupunktur damit eine wirksame Alternative zur Vorbeugung sein.
In der Vergangenheit haben Studien zwar gezeigt, dass die sogenannte manuelle Akupunktur (klassische Akupunktur mit Nadelmanipulation) Migräneanfällen vorbeugen kann. Gleichzeitig verspürten aber auch Patient:innen, die nur eine Schein-Akupunktur (Nadeln, die die Haut nicht durchstechen) bekamen, eine Wirkung. Der Effekt der „echten“ Akupunktur wurde deswegen lange nicht als spezifisch angesehen.
Eine Studie aus China konnte aber bereits 2017 deutliche Unterschiede zwischen „echter“ und „Schein“-Akupunktur finden. Die Forschenden untersuchten 150 Patienten und Patientinnen mit wiederkehrender Migräne ohne Aura, die noch nie zuvor Akupunktur bekommen hatten.
In die Studie eingeschlossen wurden Patient:innen, die zwischen zwei und acht Migräneanfälle in den vier Wochen nach Studienbeginn hatten. Alle Studienteilnehmenden mussten zustimmen, während der Studie keine anderen Schmerzmittel als Diclophenac zu nehmen, das als Notfallmedikament bei starker Migräne erlaubt war.
Während der ersten vier Wochen erhielten die Patienten und Patientinnen noch keine Behandlung. Sie führten ein Kopfschmerztagebuch, mit dem sie die Häufigkeit, Dauer und Intensität ihrer Migräneanfälle dokumentierten. Außerdem sollten sie auf auslösende bzw. verstärkende Faktoren achten.
Darüber hinaus erhielten alle Teilnehmenden eine Beratung zum Lebensstil. Sie lernten, ihre Belastungen anzupassen (pacing), Schmerz zu kommunizieren, sich regelmäßig zu bewegen und eine Schlafhygiene einzuhalten.
Nach einem Monat wurden die Teilnehmenden zufällig in drei Gruppen eingeteilt, die unterschiedlich behandelt wurden:
Drei Monate nach Ende der Behandlung wurden alle Teilnehmenden nochmals zur Häufigkeit ihrer Migränetage und -attacken befragt, um die Nachhaltigkeit zu überprüfen.
Akupunkturgruppe:
Die Nadeln wurden für 30 Minuten liegen gelassen und währenddessen alle 10 Minuten für ca. 10 Sekunden manipuliert (drehen oder auf und ab bewegen).
Scheinakupunkturgruppe:
Hierfür wurden die sogenannten Streitberger-Nadeln verwendet, die die Haut nicht durchdringen. Da sie mit Plastikringen fixiert werden, fühlte es sich für die Behandelten wie ein Einstich an. Die Nadeln wurden am Rücken verwendet, und zwar in vier Segmenten, den sogenannten Headschen Zonen, die mit inneren Organen korrespondieren und damit keinen direkten Bezug zum Kopf haben.
Gemessen wurden die folgenden Veränderungen:
Die Patient:innen füllten mehrere Fragebögen aus: einen Migräne-spezifischen Fragebogen zur Lebensqualität, zur Schlafqualität, Einschränkungen im Alltag, Ängsten und Depressionen. Außerdem wurde die mittlere Dosis der verwendeten Notfallmedikamente vom Ausgangswert bis zur 20. Woche ermittelt.
In den ersten vier Wochen der Studie, in denen Patient:innen noch keine Behandlung erhalten hatten, lag die durchschnittliche Anzahl der Migränetage bei sechs pro Monat und die Anzahl der Attacken bei vier pro Monat. Nach Beginn der Behandlung hatten alle Gruppen nach einiger Zeit weniger Migräneanfälle. Aber: Die echte Akupunktur wirkte deutlich besser als die Schein-Akupunktur und die Behandlung ohne Akupunktur.
Zusätzlich gab es in der Akupunkturgruppe (verglichen mit den beiden Kontrollgruppen):
Weitere Ergebnisse waren:
Kein Unterschied zwischen den drei Gruppen bei Medikamentenverbrauch, Angst- und Depressionswerten.
Studie:
Xu S, Yu L, Luo X, Wang M, Chen G, Zhang Q, Liu W, Zhou Z, Song J, Jing H, Huang G, Liang F, Wang H, Wang W. Manual acupuncture versus sham acupuncture and usual care for prophylaxis of episodic migraine without aura: multicentre, randomised clinical trial. BMJ. 2020 Mar 25;368:m697. doi: 10.1136/bmj.m697. PMID: 32213509; PMCID: PMC7249245.
Bildnachweis:
Depositphotos/AGTCM

https://www.akupunktur-hardy.de
hardy(at)agtcm.de
Heilpraktikerin
Erweiterter Vorstand Medizinische Wissenschaft
Schifferstr. 59
60594 Frankfurt
Dr. phil. Anne Hardy betreut im erweiterten Vorstand der AGTCM den Bereich „Medizinische Wissenschaft“. Die studierte Physikerin und promovierte Medizinhistorikerin arbeitete als freie Journalistin, bevor sie zur Chinesischen Medizin fand. In ihrer Praxis in Frankfurt am Main behandelt sie vor allem gynäkologische Beschwerden und Paare mit unerfülltem Kinderwunsch.
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