Die Teilnehmenden des WHO-Weltgipfels für traditionelle Medizin am 17. und 18. August 2023 in indischen Bundestaat Gujarat haben die Ergebnisse des Treffens in einer Erklärung zusammengefasst. Ein zentraler Punkt ist die Abhängigkeit aller Erdbewohner vom Zustand des Planeten Erde, der einen tiefgreifenden Einfluss auf die Gesundheit und das Wohlergehen aller Lebewesen hat.
Das „Globale WHO-Zentrum für Traditionelle Medizin“ übernimmt die Führungsrolle im Bereich der traditionellen, komplementären und integrativen Medizin. Damit leistet es einen Beitrag zur Entwicklung, Umsetzung und Überwachung der WHO-Strategie für den Zeitraum 2025 bis 2034. Das Zentrum wird die WHO-Mitgliedstaaten und Akteure bei der Umsetzung des Aktionsplans unterstützen.
Forschung und Evidenz
Die Teilnehmenden befürworten die Bereitstellung von Forschungsgeldern für TCIM. Sie verweisen dabei auf bereits bestehende WHO-Initiativen zur Festlegung von Forschungsprioritäten. Sie ermutigen alle Länder, Forschungsprofessuren und -programme für TCIM an einschlägigen Universitäten und akademischen Einrichtungen zu schaffen.
Sie befürworten weiterhin die Entwicklung von integrativen und multidisziplinären Forschungsmethoden, die geeignet sind, komplexes, ganzheitliches Wissen und Lebensstilansätze der TCIM und der Indigenen Medizin zu erfassen. Damit soll eine kulturell angemessene Evidenzbasis geschaffen werden, die zugleich einem Höchstmaß an wissenschaftlichen und ethischen Standards genügt.
Weiterhin fordern die Teilnehmenden eine evidenz-basierte Integration von TCIM in nationale Gesundheitspolitiken und -systeme. Ziel ist eine Beschleunigung der Produktion, der Regulierung und der formalen Nutzung von wissenschaftlich belegten TCIM-Produkten und -Praktiken. Dazu gehört gegebenenfalls ihre Aufnahme in die nationale Liste der unentbehrlichen Arzneimittel. TCIM-Experten sollen in entsprechende Entscheidungen und deren Umsetzung einbezogen werden.
Universelle Gesundheitsversorgung, medizinische Grundversorgung und Gesundheitssysteme
Die faktengestützte Integration von TCIM in die nationalen Gesundheitssysteme soll je nach den Gegebenheiten und Prioritäten des Landes verwirklicht werden. Anzustreben sind dabei eine universelle Gesundheitsversorgung (UHC) und nachhaltige gesundheitsbezogene Entwicklungen (SDGs).
Alle Länder werden bei der Ausarbeitung von Gesetzen, Politiken und Gesundheitsdiensten unterstützt, die TCIM-Produkte, -Praktiken und professionelle Anwender anerkennen und angemessenen regulieren. So soll die Sicherheit, Zugänglichkeit und Wirksamkeit von TCIM-Interventionen gewährleistet werden.
Alle Menschen sollen zusätzlich in die Lage zu versetzt werden, ganzheitliche und faktengestützte Entscheidungen für ihre Gesundheit zu treffen. Diese Entscheidungen umfassen die Krankheitsvorbeugung, Gesundheitserhaltung, Primärversorgung und die Gesundheit des Planeten.
Förderung der Entwicklung von Lehrplanstandards für die TCIM-Ausbildung
Die Grundlage für die Ausbildung professioneller Anwender sollte sich nach den länderspezifischen Gegebenheiten und Prioritäten richten. Vorgesehen ist, evidenz-basierte TCIM Komponenten in die Ausbildung des Gesundheitspersonals einzubinden, und zwar in den Bereichen Wohlbefinden, Gesundheitsförderung, Krankheitsvorbeugung, Ernährung und Lebensstil. Weiterhin geht es darum, Patient:innen mit nicht übertragbaren Krankheiten zu entlasten und die psychische Gesundheit zu stärken. Die Vielfalt der Berufe und der Praktiken in der TCIM soll anerkannt werden.
Daten- und Routineinformationssysteme
Maßnahmen zur Förderung einer standardisierten TCIM-Dokumentation sollen vorangetrieben werden, u. a. durch eine erweiterte und beschleunigte Nutzung der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-11) der WHO, so dass die Daten zu TCIM in standardisierter Weise in Gesundheitsinformationssystemen erhoben werden können.
Mithilfe von Gesundheits-Indikatoren für TCIM in den nationalen Gesundheitsinformationssystemen soll die Anwendung von TCIM-Praktiken überwacht werden und ihre Sicherheit und Wirksamkeit innerhalb der Länder bewertet werden. Die Vereinheitlichung ermöglicht zugleich den Austausch und Vergleich von Daten zwischen den Ländern.
Weiter soll ein globales Netzwerk von klinischen TCIM-Referenzzentren eingerichtet werden. Deren Aufgaben bestehen darin, Daten auf der Grundlage der ICD-11-Kodierung und die Wirkung von TCIM-Maßnahmen zu erfassen. Dies gilt sowohl für einzelne Patient:innen als auch für Krankheiten. Die Daten sollen verwendet werden, um die Sicherheit und Wirksamkeit (klinisch und wirtschaftlich) der TCIM sowie die Nachfrage danach zu erforschen.
Weitere Punkte betreffen Möglichkeiten und Grenzen der Künstlichen Intelligenz zur Bewertung der TCIM, den Schutz der biologischen Vielfalt sowie die Maßnahmen für die umfassende Beteiligung und Konsultation indigener Völker.
Referenz: Gujarat-Erklärung der WHO (englisch): www.who.int/publications/m/item/who-traditional-medicine-summit-2023-meeting-report--gujarat-declaration
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